#8 Elfride: der Verein, der nachhaltige Mobilität vorantreibt Boris Gloger März 30, 2022

#8 Elfride: der Verein, der nachhaltige Mobilität vorantreibt

Hallo du! Ja, du: du da in der Ecke des Cafés, hinter deinem Laptop. Gehörst du auch zu den vielen Menschen, die in Städten leben und ein Auto haben, das sie so gut wie nie nutzen? Seien wir ehrlich: Wir wissen doch alle, dass die meisten Autos in Wahrheit „Stehzeuge“ sind – und das nicht erst seit Katja Diehls Buch “Autokorrektur”. Sie blockieren Straßen und öffentlichen Raum, und werden oft nur für kurze Strecken in der Woche oder mal für Ausflüge am Wochenende genutzt –Vielfahrer:innen, die das Auto als Arbeitsmittel benötigen, mal ausgenommen. Fakt ist: Viele Autos in den großen Städten werden nicht oft bewegt: Von 24 Stunden täglich steht das Auto 23 Stunden einfach nur herum und oft dazu noch im Weg. 

Das familiäre Carsharing – nachhaltige Mobilität nach Bedarf 

 

Den Besitzer:innen ist das in vielen Fällen klar – aber der Gedanke, das Auto ganz abzuschaffen, fühlt sich nicht richtig an. Obwohl der Verstand sagt: Auf diese Weise wäre viel Geld zu sparen. Aber dann lockt die Angst: Was ist, wenn der nächste IKEA-Besuch ansteht?  

Macht es nicht Sinn, dass genau dann – und nur dann – ein Auto bereitsteht, das du kostengünstig nutzen kannst? Zum Beispiel, wenn du die Tante besuchen willst oder doch ein größerer Einkauf notwendig ist. 

Genau das hat sich Stefan Waschmann in Wien gedacht, als er Elfride, einen Verein für nachhaltige Mobilität gegründet hat. Elfride (gesprochen entweder Elf-Ride, oder Elfride) ist ein familiär gestaltetes Carsharing-Konzept. Familiär deshalb, weil das gleichnamige Auto, das mittlerweile in zweifacher Ausführung durch Wien fährt, nur Mitgliedern des Vereins vorbehalten ist. Das genaue Konzept und die Nutzungsbedingungen könnt ihr hier nachlesen.  

Mich bewegt insbesondere die Kraft seiner Initiative. Er bringt ein paar Leute zusammen und stellt etwas auf die Beine, das in so vielen Belangen vorbildlich ist – ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus: 

  • Er holt Autos von der Straße, weil die Menschen, die Elfride nutzen, erkennen, dass sie ihr eigenes Auto tatsächlich nicht mehr brauchen.  
  • Diese Menschen lernen ganz von selbst, dass es viel effektivere Mobilitätsangebote in der Stadt gibt – dass auch mal das Fahren mit dem Zug ein Gewinn sein kann, anstatt es „nur“ als Zeitfresser zu sehen. 
  • Dann gelingt es ihm tatsächlich, den Wohlstand dieser Menschen, die mit Elfride fahren, zu erhöhen. Wie? Das Halten eines Autos ist viel teurer, als es viele Menschen zugeben wollen. Autofahren verschlingt Geld. Geld, das mit der Nutzung des Carsharings wieder für andere Bedürfnisse eingesetzt werden kann. 
  • Die Städte werden vom Verkehr entlastet und es entsteht mehr freier Raum auf den Straßen, weil insgesamt weniger Autos auf der Straße herumstehen. 
  • Wer dann auch noch für sich erkennt, dass er aufs Rad steigen kann, der wird über die Zeit feststellen, dass sich sein Gemüt aufhellt und sich ganz von selbst ein Trainingseffekt einstellt. Die Ausdauer wird besser und das hat positive Auswirkungen auf die Gesundheit (gilt auch beim Fahren eines e-Bikes.)  
  • Ganz nebenbei entsteht auch ein Verantwortungsgefühl für die Gruppe und die Gemeinschaft, in der sich alle diese Autos teilen.  

Dieses Konzept ist eine Blaupause für andere Städte und Gemeinden: Man nehme eine Portion Mut und ein paar Mitmacher:innen, die erkennen, dass diese Idee einen positiven Effekt auf ihre Leben haben könnte. Heraus kommt eine Möglichkeit, die den ökologischen Fußabdruck vermindert und gleichzeitig Menschen zusammenbringt. Wer nach dem Aufwand fragt: Stefan hat das Vorgehen so weit automatisiert wie möglich und die Software dafür bekommt man von ihm auch noch.  

Kurzum: Eine tolle Lösung, die in Wien auf regen Anklang stößt und zum Nachahmen anregt. Wäre das nicht auch etwas für Vorreiter der Mobilitätswende in Deutschland, z. B. die Stadt Hamburg? 

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